Arm und selber schuld? Nein! AWO legt Analyse von Armutsursachen vor

Berlin/Braunschweig. Über die Definition von Armut und über Armutssymptome wird viel gesprochen. Aus Sicht der AWO ist es aber mindestens genauso wichtig, die Ursachen - also die Gründe für Armut - zu untersuchen. Das hat die  AWO getan und veröffentlicht  heute eine umfassende Analyse von institutionellen und strukturellen Armutsursachen mit dem Titel:


<link https: www.awo.org arm-und-selber-schuld-nein>„Selber schuld? Analyse der AWO von strukturellen und institutionellen Armutsursachen“.

„Die Analyse von Armutsursachen zeigt klar, dass strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen Armut und soziale Ungleichheit verursachen und den sozialen Aufstieg verhindern. Es ist an der Zeit, das zu ändern“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig, Dirk Bitterberg.  Aus diesem Grund würden im Anschluss an die Analyse politische Schlussfolgerungen abgeleitet.

So schütze beispielsweise Erwerbstätigkeit nach wie vor am effektivsten gegen Einkommensarmut, aber gleichzeitig seien immer mehr erwerbstätige Personen armutsgefährdet. Die Ursache dafür liege in  den strukturellen Veränderungen des Arbeitsmarktes, beispielsweise durch die Zunahme von atypischer Beschäftigung wie Leiharbeit, Minijobs, Teilzeit und prekärer Selbstständigkeit. Auch wenn Menschen bereits vor einer Erkrankung in schwierigen finanziellen Verhältnissen lebten, vermöge es das Sozialsystem in seiner derzeitigen Ausgestaltung nicht, Menschen im Krankheitsfall ausreichend abzusichern. Die Kosten für ärztliche Behandlungen, Medikamente, Heil- und Hilfsmittel sowie Pflegedienstleistungen seien für viele Menschen zu hoch und Unterstützungsleistungen zu gering.

Die soziale Ungleichheit wachse. „Armut und soziale Ungleichheit sind längst keine Randphänomene mehr, die einfach als individuelles Versagen abgetan werden können. Das Problem muss an den Wurzeln gepackt werden“, fordert Dirk Bitterberg. „Wer in Armut lebt, wird von der Gesellschaft häufig stigmatisiert und ausgegrenzt. Zugleich müssen die Betroffenen mit ihren geringen finanziellen Ressourcen auskommen. Ihre Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sind stark begrenzt, sie werden häufiger krank und haben im Durchschnitt eine kürzere Lebenserwartung.“


Das Analysepapier der AWO „Selber schuld? Analyse der AWO von strukturellen und institutionellen Armutsursachen“ strebt zwei Ziele an:

  • Auf der Basis einer gesellschaftskritischen Analyse der strukturellen und institutionellen Armutsursachen werden politische Forderungen abgeleitet, die die strukturelle und institutionelle Ebene adressieren und somit eine echte Armutsbekämpfungspolitik initiieren sollen.

  • Mit der Darstellung der strukturellen Einflüsse auf die Chancenlage der Betroffenen sollen die Diskursebene beeinflusst werden und sowohl Aufklärungs- als auch Sensibilisierungsarbeit geleistet werden. Dadurch sollen Vorurteile gegenüber Menschen, die von Armut betroffen sind, aufgebrochen und Stigmatisierungen aufgehoben werden. Denn nicht nur durch die Tatsache, dass die soziale Ungleichheit wächst, die Armutszahlen steigen und die soziale Mobilität sinkt, sondern auch durch das mangelnde Verständnis der Gesellschaft den von Armut betroffenen Menschen gegenüber wird der soziale Zusammenhalt gefährdet.

 

Die AWO engagiert sich gemeinsam mit anderen Organisationen aktiv in dem Bündnis <link http: www.reichtum-umverteilen.de>„Reichtum umverteilen – ein gerechtes Land für alle!“.