„Persönliches Kennenlernen ist das A & O gegen Vorurteile!“ AWO startet Argumentationsseminare gegen Hassparolen

AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung in der Braunschweiger Stadthalle.

Podiumsdiskussion mit (von links) Andreas Speit (Journalist und Buchautor), Alena Timofeev (AWO-Migrationsberatung), Matthias Goerz (Wohngruppe für minderjährige Flüchtlinge), Anne Panter (Moderatorin), Kristin Harney (Zentrum für demokratische Bildung Wolfsburg) und Florian Bernschneider (Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Region Braunschweig).

AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung in der Braunschweiger Stadthalle.

Podiumsdiskussion mit (von links) Andreas Speit (Journalist und Buchautor), Alena Timofeev (AWO-Migrationsberatung), Matthias Goerz (Wohngruppe für minderjährige Flüchtlinge), Anne Panter (Moderatorin), Kristin Harney (Zentrum für demokratische Bildung Wolfsburg) und Florian Bernschneider (Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Region Braunschweig).

Braunschweig. Wie können wir reagieren, wenn wir eine rechte Parole, eine rassistische Aussage oder eine antisemitische Beleidigung hören und diese nicht unkommentiert stehen lassen wollen? Oft fehlen einem die Worte oder man weiß nicht, was man tun soll. Hilfestellung soll nun eine Seminarreihe mit dem Titel „Wir leben Demokratie und zeigen Haltung“ geben, die der AWO-Bezirksverband Braunschweig seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anbietet.

 

„Es geht nicht darum, die Demokratiefeinde und Menschenfeinde zu bekehren“, sagte AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber während einer Auftaktveranstaltung in der Braunschweiger Stadthalle. “Es geht uns darum, die Mehrheit unserer aufrechten Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, Haltung zu zeigen und Demokratie zu leben.“ Die AWO habe aufgrund ihrer Geschichte eine besondere Verpflichtung: Sie sei der einzige Wohlfahrtsverband, der während des NS-Regimes verboten wurde und deren Mitglieder politisch verfolgt wurden zum Teil in Konzentrationslagern ums Leben kamen.

 

Angelika Schwarz, Vorsitzende des AWO-Unternehmensbetriebsrates, sagte, dass die AWO zwischen Harz und Heide 3.300 Mitarbeiter aus 29 Nationen beschäftige. „Wir wollen auch unseren neuen Kolleginnen und Kollegen vermitteln, was wir wollen und wofür wir stehen.“

 

Florian Bernschneider, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Region Braunschweig, meint, Hassparolen könne man an drei Punkten erkennen: Freund-Feind-Denken, wie zum Beispiel: „Die da oben machen sowieso, was sie wollen“, Verallgemeinerung wie „die wollen alle …“ und Entmenschlichung von Sprache, wie „Flüchtlingskatastrophe“.

 

Kristin Harney vom Zentrum für demokratische Bildung Wolfsburg hat festgestellt, dass Zeitungen ihre frei zugänglichen Kommentarfunktionen schließen mussten, weil Hasskommentare überhand genommen hatten. Aber auch im direkten Umgang miteinander fielen rassistische Aussagen immer unverblümter und drastischer aus: „Menschen fühlen sich durch das aktuelle Klima als Vollstrecker der allgemeinen Mehrheitsmeinung.“

 

Kristin Harney wird die Seminare für die AWO-Mitarbeiter leiten. Darin sollen die Teilnehmer unter anderem lernen: „Wann will ich diskutieren und wann nicht mehr und nur noch Position beziehen.“ Sie zeigte sich beeindruckt davon, dass die AWO das Thema nicht in den privaten Bereich verschiebe, sondern sie dabei unterstütze, handlungsfähig zu werden.

 

Journalist und Buchautor Andreas Speit hielt einen Vortrag mit dem Titel: „Bürgerliche Scharfmacher. Deutschlands neue rechte Mitte“ und deckte damit vor allem Zusammensetzung, Struktur und Strategien der AfD auf.

 

Auf einer Podiumsdiskussion berichteten unter anderem AWO-Mitarbeiter über negative aber auch positive Erfahrungen in ihren Einrichtungen. So sagte Alena Timofeev vom AWO-Integrationsprojekt Heidberg AKTIV: „Als Sozialberaterin kann ich mit Gesetzen kommen. Wenn sich jemand beschwert, dass Flüchtlinge angeblich viel zu viel Geld erhalten, kann ich antworten, wie hoch der Betrag laut Gesetz genau ist. Werden Beschimpfungen zu stark, schicke ich die Person aus meinem Büro.“

 

Matthias Goerz, Leiter einer Wohngruppe für minderjährige Flüchtlinge, weiß aus Erfahrung: „Persönliches Kennenlernen ist das A & O, um Vorurteile wegzubekommen.“

 

Die Seminarreihe besteht aus fünf Terminen mit identischen Inhalten und beginnt am 19. Oktober. Themen sind Werte der AWO, Ermittlung der eigenen Haltung, Interpretieren von Situationen sowie Argumentationshilfen gegen Verschwörungstheorien, Stammtischparolen und Vorurteile.

 

Die Veranstaltungen sind für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos und finden während der Arbeitszeit statt.

 

Einen <link file:6544 download internal link in current>Flyer mit Argumentationshilfen und Handlungsempfehlungen verteilt die AWO in diesen Tagen vorab an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Zum Protokoll der Auftaktveranstaltung als <link internal-link internal link in current>Graphic Recoding ....