Sozialwirtschaft unter Druck: „Energie- und Lebensmittelkosten müssen aufgefangen werden“

Braunschweig/Hannover. Marco Brunotte, Geschäftsführer der AWO Niedersachsen LAG, erklärt: „Wir begrüßen das von der Koalition auf Bundesebene beschlossene Energie-Entlastungspaket. Es sieht neben pauschalen Entlastungsleistungen für Erwerbstätige und Familien auch eine Senkung der Energiesteuer bei Diesel um 14 Cent und bei Benzin um 30 Cent für drei Monate vor. Für unsere sozialen Einrichtungen und Angebote sind die beschlossenen Maßnahmen aber bei Weitem nicht ausreichend. Wir geraten zunehmend unter Druck und müssen aufpassen, dass die Erbringung unserer Leistungen für die Menschen nicht in Gefahr gerät.“

 

Laut Brunotte entstehen besonders dort, wo soziale Leistungen pauschal vergütet oder Preise für einen längeren Zeitraum festgelegt werden, existenzielle Probleme. So werden zum Beispiel die Wegepauschalen bei ambulanten Pflegediensten pauschal abgegolten. Brunotte: „Im ländlichen Raum mit langen Fahrtstrecken sind die Wegepauschalen in der ambulanten Pflege sowieso schon knapp bemessen. Die aktuelle Preisdynamik an den Tankstellen bringt die Pflegedienste jetzt ins Wanken. Das muss dringend aufgefangen werden!“ Von diesen negativen Entwicklungen sind auch weitere ambulante Dienstleistungen in der Sozialpsychiatrie oder der Jugend- und Behindertenhilfe betroffen.

 

Schon bevor der kriegerische Überfall auf die Ukraine begann, sahen sich soziale Einrichtungen mit massiven Preissteigerungen konfrontiert. Auch vollstationäre Einrichtungen spüren diesen Kostendruck massiv. Beginnend mit den Energie- und Spritkosten haben sich die Preissteigerungen nun auch auf die Lebensmittelpreise ausgeweitet. „Wir brauchen hier dringend sofortige Entlastungslösungen, die jedoch nicht zulasten der Empfangenden unserer Leistungen gehen dürfen. Andernfalls sind wir gezwungen Teile unserer Angebote zu verändern oder einzustellen. Dies würde insbesondere in der aktuellen gesellschaftlichen Situation, in der viele Menschen auf unsere Unterstützung angewiesen sind, extreme Schäden verursachen.“ 

 

Neben kurzfristiger Hilfe, um die Versorgungssicherheit zu garantieren, wirbt Brunotte für ein nachhaltiges Finanzierungssystem sozialer Leistungen. „Wir müssen weg von pauschalen Vergütungsansätzen, hin zu leistungs- und kostengerechter Vergütung. Das gilt insbesondere für die ambulante Pflege. Dazu brauchen wir die Möglichkeit, Risikozuschläge in den Preisen mit zu verhandeln, um eben genau diese plötzlichen Risiken zu begegnen.“