Ministerin Behrens informierte sich über AWO-Innovationslabor und erörterte Pflegethemen

Im AWO-ThinkPool, von links: Dr. Ingrid Kleinert (AWO-Innovationsmanagerin), Kelly Kollmorgen (AWO-Digitalisierungsmanagerin), Julia Retzlaff (Landtagskandidatin), Daniela Behrens (Nds. Sozialministerin), Rifat Fersahoglu-Weber (AWO-Vorstandsvorsitzender), Annette Schütze (Landtagsabgeordnete), Tiemo Böhm (Leiter AWO-Wohn- und Pflegeheim Am Inselwall) und Falk Hensel (AWO-Verbandssekretär). Foto: AWO

Im AWO-ThinkPool, von links: Dr. Ingrid Kleinert (AWO-Innovationsmanagerin), Kelly Kollmorgen (AWO-Digitalisierungsmanagerin), Julia Retzlaff (Landtagskandidatin), Daniela Behrens (Nds. Sozialministerin), Rifat Fersahoglu-Weber (AWO-Vorstandsvorsitzender), Annette Schütze (Landtagsabgeordnete), Tiemo Böhm (Leiter AWO-Wohn- und Pflegeheim Am Inselwall) und Falk Hensel (AWO-Verbandssekretär). Foto: AWO

Braunschweig. Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens besuchte gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Annette Schütze und Landtagskandidatin Julia Retzlaff den AWO-Bezirksverband Braunschweig, um sich über das AWO-Innovationslabor zu informieren. Im AWO-ThinkPool, einem umgebauten Schwimmband auf dem AWO-Kampus in Querum, ließ sie sich darüber berichten, wie hier soziale Ideen schwimmen lernen.

 

Das AWO-Innovationslabor widmet sich der Förderung und Stärkung von kreativen Potentialen in der Mitarbeiterschaft der AWO und über die Grenzen des AWO-Bezirksverbandes hinaus. Das Team des AWO-Innovationslabors unterstützt Mitarbeitende und Externe durch Workshops, Coaching und Mentoring zum Thema soziale Innovation.

 

„Wir sind erfolgreich in ganz Deutschland unterwegs mit den Themen soziale Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, sagte AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber. „Wir arbeiten dabei mit Unternehmen zusammen, die soziale Verantwortung übernehmen wollen.“

 

Seit 2017 ruft der AWO-Bezirksverband Braunschweig regelmäßig einen Ideenwettbewerb aus. Innovationsmanagerin Ingrid Kleinert beschrieb das Ideenentwicklungsprogramm: „Wir arbeiten mit der Design-Thinking-Methode, die es ermöglicht, auch komplexe Probleme innerhalb kurzer Zeit zu bearbeiten und schnell zu einem Ergebnis zu kommen. Die Arbeit erfolgt hierarchieübergreifend und auch regional übergreifend. Die Teams erarbeiten Prototypen, die bis zur Umsetzungsreife weiterentwickelt werden.“

 

Als ein Beispiel für die umgesetzten Projekte präsentierte sie die Pflegelerntasche, eine umfunktionierte Rettungstasche, gefüllt mit Lernkarten, die theoretisches Wissen in der Altenhilfe vermitteln, und Materialien wie ein Blutdruckmessgerät, die die praktische Umsetzung des Gelernten ermöglichen. Sie wird eingesetzt für Praktikant*innen in Kombination mit Mentor*innen und Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr. „Das ist eine tolle Chance für die jungen Leute, einen Einblick in den Pflegeberuf zu erhalten“, fand Sozialministerin Daniela Behrens.

 

Als weiteres Beispiel stellte sich Roboter Cruzr in einem Video selbst vor. Er wurde gemeinsam mit der Ostfalia-Hochschule und der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg entwickelt und bereits in einem Nutzerworkshop mit Pflegepersonal und Verwaltungskräften der AWO-Wohn- und Pflegeheime erprobt. „Er soll keinesfalls Pflegeaufgaben übernehmen“, stellte AWO-Digitalisierungsmanagerin Kelly Kollmorgen klar. „Er ist ein Service-Roboter, der das Pflegepersonal entlasten, die Besucher empfangen und in Coronazeiten die Rückverfolgung von Kontakten ermöglichen soll.“

 

„Es muss passen, und die, die ihn nutzen, müssen Spaß haben“, meinte die Sozialministerin und fügte hinzu: „Ich habe festgestellt, dass gerade die AWO Braunschweig die Digitalisierung strategisch betreibt. Hier ist die komplette Pflegedokumentation digitalisiert, sodass die Pflegekräfte mehr Zeit für die Pflege am Menschen haben.“

 

Bei der Diskussion über die größten Herausforderungen in der Pflege stand neben der Erhöhung der Energie- und Inflationskosten der Fachkräftemangel an erster Stelle. „Aber nicht nur Fachkräfte fehlen“, ergänzt Tiemo Böhm, Leiter des AWO-Wohn- und Pflegeheims Am Inselwall. „Auch Hilfskräfte und Pflegeassistenten.“ Was macht den Pflegeberuf so unattraktiv? Daniela Behrens ist sich sicher: „Es liegt nicht am Gehalt, das ist selten ein Thema. Vielmehr sagen die Pflegekräfte: ‚Wir haben zu wenig Kollegen, kein planbares Frei, keine verlässlichen Wochenenden.‘“ In den letzten fünf Jahren habe es einen enormen Anstieg an Pflegeschülern in Niedersachsen gegeben. „Sie sind also durchaus für diesen Beruf zu überzeugen! Wir verlieren sie erst nach zehn bis fünfzehn Jahren.“

 

„Wir müssen daran arbeiten, den Beruf so wertig zu machen wie Industriearbeitsplätze“, sagte Rifat Fersahoglu-Weber. „Daher arbeiten wir jetzt an Mantelregelungen für beispielsweise verlässliches Frei und Urlaubstage.“

 

„Die Rolle des Landes ist die Imagepflege“, hebt Behrens hervor. „Ein Schwerpunkt ist die Ausbildung von Pflegekräften, wir müssen die Pflegeschulen stärken. Die Durchlässigkeit von Karriere ist wichtig. Die Herausforderung, mit den Krankenhäusern mithalten zu können, ist groß.“

 

Landtagsabgeordnete Annette Schütze ergänzte: „Die Pflege muss als erstrebenswerte Aufgabe herausgehoben werden.“ Landtagskandidatin Julia Retzlaff fügte hinzu: „Wichtig wären mehr Kooperationen mit den Schulen. Mit dem Roboter Cruzr hätte man dort alle Chancen, die Jungen zu begeistern.“ Fersahoglu-Weber kündigte an: „Wir werden das Thema Pflege in unserem Innovationslabor ganz neu denken – und zwar, ohne auf die vorhandenen Systeme zu schauen.“ Behrens dazu: „Wir haben immer Möglichkeiten, Modellprojekte zu machen. Wenn es eine Idee gibt, bitte ich darum, mein Haus anzusprechen.“