Eine Chance für Systemsprenger

Von links: Prof. Dr. Timo Schreiner, Prof. Dr. Rosemarie Karger (beide Ostfalia), Rifat Fersahoglu-Weber (AWO-Vorstandsvorsitzender), Nils Borkowski (Leiter AWO-Jugend- & Erziehungshilfen) und Hendrik Ruppert (Einrichtungsleiter Projekt Systemsprenger).

Von links: Prof. Dr. Timo Schreiner, Prof. Dr. Rosemarie Karger (beide Ostfalia), Rifat Fersahoglu-Weber (AWO-Vorstandsvorsitzender), Nils Borkowski (Leiter AWO-Jugend- & Erziehungshilfen) und Hendrik Ruppert (Einrichtungsleiter Projekt Systemsprenger).

Wolfenbüttel/Goslar. Ein in Deutschland einzigartiges Projekt haben der AWO-Bezirksverband Braunschweig und die Ostfalia-Hochschule jetzt auf den Weg gebracht. Unter dem Begriff „Dynamite“ wollen sie sich gemeinsam um sogenannte Systemsprenger kümmern, das sind Kinder und Jugendliche, die oft obdachlos sind, Gewalt oder Prostitution erfahren haben oder Drogen nehmen und an die die Jugendhilfe kaum noch herankommt. An der Forschungskooperation von AWO und Ostfalia sind mit Helmstedt, Salzgitter, Goslar, Hildesheim und Wolfenbüttel fünf Landkreise beteiligt.

 

In einer Immobilie in Goslar sollen fünf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren betreut werden. „Wir sind gerade auf der Personalsuche“, berichtet Einrichtungsleiter Hendrik Ruppert. Denn die Bewohner*innen der WG werden an sieben Tagen rund um die Uhr betreut werden.

 

Das Forschungsprojekt mit der Ostfalia ist für drei Jahre gesichert, die Wohngruppe soll auch danach weiter bestehen. „Wir wollen jungen Menschen, die schon viel Schlimmes erlebt haben, dabei helfen, noch die Kurve zu kriegen bis zum Erwachsensein“, beschrieb Ostfalia-Präsidentin Prof. Dr. Rosemarie Karger die Motivation der Hochschule. AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber hob hervor: „Bisherige Angebote konnten die Bedarfe nicht befriedigen. Die Jugendhilfe geht sehr oft an dieses schwierige Thema nicht ran. Aber die AWO Braunschweig – und ganz besonders die Jugend- & Erziehungshilfen – ist sehr innovativ, daher haben wir uns dieser Problematik gestellt.“ Die Besonderheit sei der Anteil an aufsuchenden Angeboten. Wenn die Jugendlichen aus der Wohngruppe weglaufen, gehe die AWO dort hin, wie die Jugendlichen sind, und warte nicht, bis sie in die Wohngruppe zurückkehrten. Hierbei unterstütze der Systemsprengerverbund.

 

Dr. Timo Schreiber, Professor für Kinder- und Jugendhilfe an der Ostfalia, erklärt, dass das Projekt auch der Fachkräfteförderung dient: „Studierende können in der Einrichtung ein Anerkennungsjahr absolvieren, zur Hälfte in der Wohngruppe und zur Hälfte an der Hochschule zur Stärkung der analytischen und methodischen Fähigkeiten.“

 

Von dem Forschungsprojekt versprechen sich die Kooperationspartner mehr Verständnis über die Lebenssituation der Jugendlichen, über organisationale Abläufe und über kommunale Bedarfe sowie den Abbau von Vorurteilen und eine Sensibilisierung für die Situation der betroffenen Jugendlichen.

 

Die Maßnahme wird unterstützt durch die Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, die Kroschke-Kinderstiftung und das Landes-Jugendamt Hannover.