AWO-Praktikumsbörse in Wolfenbüttel bringt Geflüchtete und Betriebe zusammen

(Von links) Frieda Haberlach (AWO-Praktikumsbörse), Cordula Miosga (Geschäftsführerin Arbeitgeberverband Region Braunschweig), Christiana Steinbrügge (Landrätin Landkreis Wolfenbüttel) und Rifat Fersahoglu-Weber (Vorstandsvorsitzender AWO-Bezirksverband Braunschweig) bei der Vorstellung der AWO-Praktikumsbörse. Foto: Wolfenbütteler Schaufenster / Inka Stute

(Von links) Frieda Haberlach (AWO-Praktikumsbörse), Cordula Miosga (Geschäftsführerin Arbeitgeberverband Region Braunschweig), Christiana Steinbrügge (Landrätin Landkreis Wolfenbüttel) und Rifat Fersahoglu-Weber (Vorstandsvorsitzender AWO-Bezirksverband Braunschweig) bei der Vorstellung der AWO-Praktikumsbörse. Foto: Wolfenbütteler Schaufenster / Inka Stute

Wolfenbüttel. „Chancen und Perspektiven – berufliche Integration Geflüchteter und anderer Migranten“ lautete der Titel einer Informationsveranstaltung in der Wolfenbütteler Lindenhalle. Eingeladen hatte die Braunschweiger AWO-Migrationsberatung, um ihre Praktikumsbörse für Migrantinnen und Migranten vorzustellen, die vor einigen Wochen Im Kamp 3 ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Sie soll Zuwanderern dabei helfen, Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu finden. Rund 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Bildung und Verwaltung waren gekommen, um sich über das neue Angebot zu informieren. Verschiedene Referenten behandelten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven

 

Man dürfe nicht die Fehler der Fünfziger- und Sechzigerjahre wiederholen, als die damaligen Einwanderer als Gäste auf Zeit betrachtet und ihnen keine Integrationsangebote gemacht wurden, sagte AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber. Heute gebe es einen breiten gesellschaftlichen Konsens mit einem klaren Bekenntnis zu einer sozial gerechten, vielfältigen und bunten Gesellschaft. „Wir möchten Teilhabe ermöglichen und ein Zeichen setzen, dass wir für diese offene Gesellschaft stehen.“

 

Arbeit habe einen hohen Stellenwert und stifte Integrität, sagte Wolfenbüttels Landrätin Christiana Steinbrügge. „Wir sollten Neuankömmlinge nicht als Last, sondern als Chance empfinden!“

 

Cordula Miosga, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Region Braunschweig, ergänzte: „Mit Flüchtlingen und anderen Migranten bekommen wir interkulturelle Kompetenz auf dem Tablett serviert.“ Der Einstieg in den Arbeitsmarkt über ein Praktikum sei genau der richtige Weg. 85 Prozent der Unternehmen der Region könnten sich vorstellen, Flüchtlinge einzustellen. Aber: „Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg!“

 

Klaus-Henning Terschüren ist Integrationsbeauftragter der Kooperationsinitiative Maschinenbau e. V. Braunschweig. Er nannte als Beispiel für einen gelungenen Start in den Arbeitsmarkt einen jungen Somalier, den er in die Einstiegsqualifizierung gebracht habe. „Mohamed hat eine Patenfamilie bekommen, Auszubildende haben ihm geholfen. Heute ist er in der Ausbildung und hat einen Staplerführerschein gemacht.“

 

Terschüren empfiehlt jungen Geflüchteten, sich über die große Bandbreite der Ausbildungsberufe zu informieren: „Die meisten wollen Mechatroniker werden, aber dieser Beruf ist für viele zunächst zu anspruchsvoll, schon allein wegen der schulischen Ausbildung.“ 

 

Auch Veronika Völkel der Mast-Jägermeister SE bestätigt, dass sich einfache Berufe für die meisten Flüchtlinge besser eignen. Im Rahmen einer „Initiative Weltoffenheit“ habe das Unternehmen für Flüchtlinge fünf zusätzliche Ausbildungsplätze für Hotelfachleute und Köche geschaffen.

 

Ein umfangreiches Konzept für den Berufseinstieg von Geflüchteten bei Jägermeister stellte Vijdan Bangura vor. Es umfasst unter anderem ein Auswahlverfahren mit Informationstagen, Verstellungsgesprächen und Kurzpraktika und eine Betreuung mit Trainings, Projektkoordination, Patenschaften und schulischer Unterstützung. 

 

In ihrem Vortrag über die gesellschaftliche Bedeutung der kulturellen Öffnung von Betrieben zeigte Teodora Todorova von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg die Wechselwirkung von Sprache und Kultur und ihre Auswirkung auf die Kommunikation auf.

 

Frieda Haberlach von der Wolfenbütteler AWO-Praktikumsbörse für Migranten stellte ihr Projekt vor. Außer im Landkreis Wolfenbüttel gibt es noch in Braunschweig und Salzgitter AWO-Praktikumsbörsen. Ziel des Projektes sei es zum einen, Potenziale von Geflüchteten zu erkennen, zu fördern und für den Arbeitsmarkt zu nutzen. „Fachkräfte, die im Herkunftsland gut ausgebildet wurden, arbeiten bei uns oft als Taxifahrer oder Reinigungskräfte“, bedauert Martin Stützer, Leiter der AWO-Migrationsberatung. Zum anderen solle mit dem Projekt dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Die Mitarbeiter der AWO-Praktikumsbörsen bringen Migranten und Betriebe zusammen und leisten für beide Seiten Netzwerkarbeit, Beratung, Begleitung und Unterstützung.

 

Gefördert wird die Wolfenbütteler Praktikumsbörse durch das Land Niedersachsen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie durch den Landkreis Wolfenbüttel.