Meilenstein für die ambulante Pflege in Niedersachsen

Bei der Pressekonferenz: AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber (Mitte) mit Oliver Kamlage vom Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund (rechts) und Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen. Foto: Diakonie

Bei der Pressekonferenz: AWO-Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber (Mitte) mit Oliver Kamlage vom Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund (rechts) und Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen. Foto: Diakonie

Hannover/Braunschweig. AWO, Caritas, Diakonie und die im Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund organisierten Sozialstationen wollen die ambulante Pflege stärken und stellen dazu ein Kalkulationsmodell vor. Damit soll laut Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, der Unterfinanzierung und immer höheren Belastung der Pflegekräfte entgegengewirkt werden.

 

„Unsere Pflegedienste sind der Überzeugung, dass die Pflegekräfte nach einem Flächentarifvertrag zu bezahlen sind“, sagt Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbands Braunschweig. „Die pauschalen Steigerungen der ambulanten Vergütungen in der Vergangenheit entsprachen jedoch dieser tariflichen und damit überdurchschnittlichen Bezahlung nicht und führten in vielen Fällen zu wirtschaftlichen Schieflagen. „Wir bezahlen anständig und scheuen daher keine Transparenz – hierfür fehlte in der ambulanten Pflege bislang jedoch die kalkulatorische Grundlage.“


Oliver Kamlage vom Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund hebt die Bedeutung der ambulanten pflegerischen Versorgung gerade im ländlichen Raum hervor: „Nur wer im ländlichen Raum eine ambulante Pflege in Anspruch nehmen kann, hat die Chance, auch im Alter noch auf dem Land in seiner Umgebung zu bleiben.“ Ein angemessenes Einkommensniveau für die Pflegekräfte sei dabei ein ganz entscheidender Faktor zur Stärkung der Attraktivität des Pflegeberufs.


Das jetzt erarbeitete Modell ermöglicht eine transparente Darstellung sämtlicher Kosten und die Berechnung von angemessenen Preisen. Es stärkt auch die Position in der Verhandlung der Preise mit den Kostenträgern, insbesondere bei tarifgerechter Vergütung der tatsächlichen Arbeitszeit.


„Ich bin sehr froh, dass nun endlich eine größere Anzahl an Pflegediensten konkret berechnen kann, was sie für eine pflegerische Leistung an Vergütung braucht“, führt Volker Wagner, Geschäftsführer der Diakoniestation Harz-Heide aus Braunschweig aus, die maßgeblich an der Entwicklung des Kalkulationsmodells beteiligt war.


Auch der Arbeitsverdichtung, die ein Grundproblem der ambulanten Pflege darstellt, kann mit der Kalkulation der tatsächlich erforderlichen Preise entgegengewirkt werden. „Die Rennpflege muss ein Ende haben“,  fordert Achim Eng, Sprecher der Caritas in Niedersachsen. „ Denn diese bedeutet ja nicht nur, dass die Pflegekräfte von einem Pflegebedürftigen zum nächsten rennen, sondern früher oder später auch aus diesem Beruf davonrennen.“