AWO-Integrationsmoderator: Zwei Erfolgsgeschichten über gelungene Integration ins Arbeitsleben

Lana Alkhouri und Mehdi Sharifi mit Integrationsmoderator Gerrit Dolle (Mitte).

Als Dankeschön buk Lana Alkhouri anlässlich ihres Einstands Muffins.

Lana Alkhouri und Mehdi Sharifi mit Integrationsmoderator Gerrit Dolle (Mitte).

Als Dankeschön buk Lana Alkhouri anlässlich ihres Einstands Muffins.

Braunschweig. 2017 hat AWO-Integrationsmoderator Gerrit Dolle seine Büroräume in der Braunschweiger Kuhstraße bezogen. Seitdem baut er Kontakte zu Firmen auf, vermittelt Menschen mit Migrationshintergrund Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze und unterstützt durch die Vermittlung beispielsweise an Vereine bei der Integration in die Gesellschaft. Auf diese Weise wurden in den letzten eineinhalb Jahren viele Erfolgsgeschichten geschrieben.

 

Lana Alkhouri, Bauingenieurin aus Syrien, 38 Jahre

 

Die heute 38-jährige Lana Alkhouri kam 2016 mit ihren beiden Kindern aus Syrien, ihr Mann lebte schon in Braunschweig. Die studierte Bauingenieurin hatte in ihrer Heimat bereits viele Jahre in ihrem Beruf gearbeitet. Nachdem sie hier die Sprachkurse mit dem hohen Niveau C1 abgeschlossen hatte, begab sie sich auf Jobsuche. Das Jobcenter vermittelte sie an Integrationsmoderator Dolle.

 

„Herr Dolle war mein Coach, er hat alles gemacht“, strahlt Lana Alkhouri. Unter anderem habe er bei der Erstellung und Optimierung der Bewerbungsunterlagen geholfen. Gerrit Dolle schwächt etwas ab: „Ich schreibe meinen Klienten keinen Lebenslauf, das sollen sie selbst tun. Ich verbessere nur!“ Er erkundigte sich bei der Ingenieurkammer Niedersachsen danach, wo es in Braunschweig Praktikumsplätze für Bauingenieure geben könnte, erhielt den Hinweis auf die Ingenieurgesellschaft martens+puller (m+p) und rief an. „Sie waren meinem Anliegen gegenüber offen und baten mich, eine Bewerbung zu schicken.“

 

Anschließend übte Dolle mit seiner Klientin nicht nur das Bewerbungsgespräch („Das gibt Sicherheit!“), sondern begleitete sie auch zum Vorstellungstermin. „Wenn es zu einer Zusage für ein Praktikum kommt, kann ich gleich die Formalien klären.“ In das Gespräch hat er sich nicht eingemischt, aber: „Es hat so geholfen, dass er einfach nur dabei war!“, ist Lana Alkhouri glücklich.

 

Sie bekam ein dreimonatiges Praktikum und anschließend einen Arbeitsvertrag über ein Jahr in Teilzeit, sodass sie sich auch um ihre Kinder kümmern kann. „Die Atmosphäre im Job ist super“, freut sie sich. „Ich danke m+p, dass sie mir diese Chance gegeben haben!“ Ihr Dankeschön übermittelte sie auch anhand selbstgebackener und liebevoll beschrifteter Muffins.

 

Mehdi Sharifi, Fachkraft für Metalltechnik aus dem Iran, 35 Jahre

 

Mehdi Sharifi flüchtete 2015 aus dem Iran, weil er als Christ seine Religion in seiner Heimat nicht ausleben durfte. Nach einer Odyssee, die ihn unter anderem durch die Türkei, Griechenland, Syrien und den Irak führte, kam er im Flüchtlingsheim Kralenriede an und lebte insgesamt 18 Monate in diversen Flüchtlingsunterkünften in Braunschweig und Salzgitter.

 

Im Iran hatte der heute 35-Jährige eine Ausbildung zum Dreher absolviert und dort auch bereits viel Berufserfahrung gesammelt, beispielsweise als Unterwasserschweißer für die Öl-Industrie. Seine Ausbildung wurde in Deutschland von der IHK als gleichwertig mit der einer Fachkraft für Metalltechnik anerkannt.

 

Nachdem er das erforderliche Sprachniveau B2 erreicht hatte, erfolgte 2017 über das Jobcenter der erste Kontakt mit AWO-Integrationsmoderator Dolle. Dieser war zunächst vor allem als Mensch gefragt, denn, so Sharifi: „Ich hatte Depressionen, Angst vor der Zukunft, meine Vergangenheit war schlimm, ich war zweimal im Gefängnis und in Deutschland ganz allein.“ Da war erst einmal Ruhe und Gelassenheit gefragt.

 

Dolle vermittelte ihm ein dreimonatiges Praktikum bei der Braunschweigischen Maschinenbauanstalt (BMA), darauf folgte eine Anstellung für zunächst sechs und inzwischen weitere zwölf Monate.

 

Ihm sei es bei der BMA von Anfang an wichtig gewesen, zuverlässig zu sein. „Ich wollte unbedingt arbeiten!“, erzählt Sharifi stolz. „Ich bin regelmäßig zur Arbeit gegangen, war immer pünktlich.“ Neben der Arbeit habe er auch einen Einblick in das deutsche Sozialsystem erhalten: Im Krankheitsfall zu Hause zu bleiben, anstatt bei der Arbeit zu erscheinen, kannte er noch nicht. Sein Chef habe sich gewundert, als er trotz Krankmeldung bei der Arbeit erschienen ist.

 

Nach einer anfänglichen Sprachbarriere fühle sich Sharifi im Team seiner Kollegen sehr wohl. Er werde an einem modernen Maschinenpark in der Fertigung eingesetzt und erhalte zusätzlich eine Weiterbildung bei der BMA.

 

Auch ehrenamtlich ist Mehdi Sharifi engagiert: In einer Kirchengemeinde in Braunschweig und als ehrenamtlicher Integrationslotse beim städtischen Büro für Migrationsfragen. Bei Gerrit Dolle bedankt er sich mit den Worten: „Sie haben viel mehr gemacht als nur Ihren Job!“  

 

Fortbestand der Stelle Integrationsmoderator nicht gesichert

 

Bisher wurde die Stelle vom Land Niedersachsen gefördert. Ursprünglich für 24 Monate bewilligt, wurden die notwendigen Mittel durch Beschluss des Niedersächsischen Landtages noch für ein drittes Projektjahr bereit gestellt. Am 30. April 2020 ist mit der modellhaften Förderung jedoch Schluss. Wenn keine Anschlussfinanzierung gefunden wird, muss das Projekt eingestellt werden. „Das wäre bedauerlich“, sagt Dolle. „Denn es besteht noch mindestens für die nächsten fünf Jahre Beratungs- und Unterstützungsbedarf.“