Geschwisterstreit und Lagerkoller? Tipps vom Familientherapeuten

In Corona-Zeiten die Zeit mit den Kindern nutzen durch positive Familienzeit und Erziehungsimpulse

 

In diesen schwierigen Zeiten verbringen Familien so viel Zeit miteinander, wie sie vermutlich sonst nicht miteinander verbringen würden. Diese viele Zeit angesichts von bedrohlichen Meldungen positiv miteinander zu verbringen, stellt Familien allerdings auch vor eine große Herausforderung.

 

Es gibt viele gute Anregungen, wie man die Zeit als Familie gut verbringen kann, indem man sich z.B. selbst eine Tagesstruktur gibt, indem man mehr mit den Kindern spielt als sonst oder die Kinder mehr in den Haushalt mit einbezieht, als es sonst üblich ist. Man kann mit den Kindern zusammen basteln, Sport treiben oder Filme anschauen. Man kann den Kindern beim Kochen und Backen oder beim Handwerken praktisch etwas beibringen, was sie für ihr Leben gut gebrauchen können.

 

Vermutlich werden viele Kinder die Corona-Zeiten mit ihren Eltern als etwas ganz positives in Erinnerung behalten und sich gerne daran erinnern, wie schön es  war, als  Mama und Papa einmal mehr Zeit für die Familie hatten. In diesen Zeiten, in denen sich viele Menschen Sorgen um ihre Liebsten oder auch um ihre berufliche oder finanzielle Situation machen, können die vielen Stunden Familie aber auch sehr schnell zu konflikthaften und angespannten Situationen führen, die das Zusammenleben zusätzlich belasten.

 

"Als Erziehungsberatungsstelle bekommen wir seit den Kontakteinschränkungen verzweifelte Anrufe von Eltern, die von zunehmenden Konflikten unter den Geschwisterkindern berichten, die den Alltag der Familie sehr belasten" so berichtet Carsten Bromann, Leiter des AWO-Zentrum für Erziehungs- und Familienberatung (ZEF) in Seesen. "Wir geben Eltern ganz konkrete Erziehungstipps, wie sie mit den Geschwisterstreitigkeiten umgehen können, so dass das Familienleben wieder harmonischer wird", so führt der Psychologe des ZEF weiter aus.

 

Der Familientherapeut gibt folgenden Rat bei Geschwisterstreitigkeiten: "Kinder lernen am besten aus natürlichen Konsequenzen. Bezogen auf Geschwisterstreitigkeiten bedeutet das, dass man den Kindern deutlich macht, dass die natürlichen Konsequenzen bei ständigem Streit sind, dass sie vorübergehend nicht mehr zusammen spielen können. Dann müssen die Kinder eine kurze Auszeit voneinander nehmen, um dann eine neue Chance zu bekommen, um zu lernen, miteinander gut auszukommen. Außerdem brauchen Kinder Regeln, mit denen sie einen Streit selbst - ohne Eltern - regeln können, z.B. die  Eigentumsregel ("Wem ein Spielzeug gehört, der darf entscheiden, wer damit spielen darf") oder die Kommunikationsregel ("Wenn jemand Stopp sagt, muss der andere sofort aufhören mit dem Verhalten").

 

Manchmal stecken hinter Geschwisterstreitigkeiten aber auch weiterreichende Eifersuchtsgeschichten. Der Erziehungsberater gibt dann folgenden Rat: "In solchen Fällen ist es gut, wenn jedes Kind einen festen Platz in der Familie hat: Was ist das Schöne daran, in dieser Familie das ältere oder das jüngere Kind zu sein? Manchmal stecken Bedürfnisse von älteren Kinder hinter der Eifersucht, selbst noch einmal klein und "bedürftig" sein zu dürfen. Diese Bedürfnisse kann man dann den älteren Kindern erfüllen, indem sie selbst noch einmal kleinkindhaft sein dürfen, z.B. wenn die kleineren Geschwisterkinder schon schlafen."

 

Eltern können weitergehenden Fragen zum Thema Geschwisterstreitigkeiten oder anderen Erziehungsthemen gerne die derzeitige Telefonberatung des AWO-Zentrums für Erziehungs- und Familienberatung unter 05381-1063 nutzen.