Remlingen. Wenn Eltern damit überfordert sind, ihren Kindern hinreichende häusliche Lebens- und Erziehungsbedingungen zu ermöglichen, bedarf es Unterstützung durch Jugendhilfemaßnahmen. Reicht die Unterstützung in Form von beispielsweise Erziehungsberatung oder Familienhilfe nicht mehr aus und steht die Kindeswohlgefährdung im Raum, so sind Inobhutnahme und Unterbringung des Kindes in einer stationären Wohngruppe angezeigt. Immer wieder geschieht dies auch gegen den Willen der Eltern und zum Wohle des Kindes. Es ist die letzte Option von möglichen Maßnahmen zur Hilfe der Erziehung nach dem SGB 8 (Kinder- und Jugendhilfe).
Jetzt bieten die AWO-Jugend- & Erziehungshilfen des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig mit dem „Familienwohnen auf Zeit“ ein neues Angebot für betroffene Familien. Durch die Teilnahme sollen die Eltern der Inobhutnahme ihrer Kinder aktiv entgegenwirken.
Ziel dieser in Niedersachsen bislang einzigartigen Kinder- und Jugendhilfemaßnahme ist es, die Erziehungskompetenz von Müttern und Vätern zu stärken. Hierfür zieht die Familie für einen befristeten Zeitraum von etwa einem halben Jahr in eine Wohnung des Familienwohnens in Remlingen (Landkreis Wolfenbüttel) ein. Während des Aufenthalts werden die Eltern durch ein multiprofessionelles Team von pädagogischen Fachkräften betreut.
Die Familien sollen darin gestärkt werden, problematische familiäre Interaktionsmuster abzubauen, angemessen miteinander umzugehen und förderliche Alltagsstrukturen zu entwickeln. Durch die zeitgleiche Anwesenheit von bis zu drei Familien mit ähnlichen Problemen wird gezielt daran gearbeitet, dass sich die Familien gegenseitig helfen, neue Lösungen zu finden, Ideen austauschen und sich Feedback geben.
Der Aufenthalt im Familienwohnen setzt einen verbindlichen Rahmen von Regeln des Zusammenlebens und fordert ein hohes Maß an Mitarbeit der Eltern. Diese bekommen die Chance zu zeigen, dass sie in der Lage sind, sich angemessen um ihre Kinder zu kümmern. Familien bleiben zusammen und können lernen, gut miteinander zu leben.
