AWO-Zentrum für Erziehungs- und Familienberatung ZEF

ZEF legt  Jahresbericht 2021 vor:

 

Patchworkfamilien nehmen verstärkt Erziehungsberatung in Anspruch

 

Nach wie vor nehmen über 350 Seesener Familien das Angebot der Erziehungsberatung im ZEF in Anspruch. In dem vergangenen Jahr der Coronapandemie gab es vermehrt Konflikte in Familien zwischen Eltern und Kindern, getrennten Eltern oder auch in Patchworkfamilien.

 

„Weniger als 50 % unserer Ratsuchenden lebten 2021 in einer vollständigen, leiblichen Familie“, so beschreibt Carsten Bromann, Leiter des AWO-Zentrum für Erziehungs- und Familienberatung, die veränderte Beratungs- und Lebenswirklichkeit von Familien. Im Jahresbericht der Beratungsstelle kann man nachlesen, dass 46 % der ratsuchenden Familien aus vollständigen, leiblichen Familien kamen, 30 % der Ratsuchenden waren alleinerziehend und 24 % der Familien bestanden aus Patchworkfamilien. Der Anteil von Patchworkfamilien liegt auf Grund der hohen Scheidungsrate und zahlreicher Wiederverheiratungen bundesweit zwischen 13 % und 15 % „Insbesondere der Anteil der zusammengesetzten Familien ist in den letzten Jahren besonders stark angestiegen von ca. 17 % aus dem Jahr 2008 auf nun 24 % und ist damit überrepräsentativ vertreten“, so fasst Bromann die Entwicklung zusammen.

 

Patchworkfamilien bestehen aus zwei Eltern und Kindern, wobei mindestens ein Kind nur von einem Elternteil abstammt. „In der Beratung von Patchworkfamilien tauchen typische Fallen auf, in die die Eltern hineingeraten können. Eine Schwierigkeit besteht in der Konkurrenzfalle, die darin besteht, dass die neuen Stiefeltern mit den Kindern der Partner um die Zuwendung und Anerkennung kämpfen. Ein zweiter typischer Fehler besteht darin, dass sich die neuen Stiefeltern manchmal besonders überengagiert in die Erziehung der Stiefkinder einbringen wollen, wobei es zu starken Konflikten kommen kann.“ so beschreibt der Familientherapeut Bromann die typischen Themen der Beratung.
 

Bromann führt weiter aus: „Manche Eltern haben sehr nachvollziehbare, aber unrealistische hohe Erwartungen an eine neue Patchworkfamiliensituation, wie z.B. „Wir müssen uns sofort alle liebhaben“ oder „Jetzt sind wir wieder eine ganze Familie“ und erzeugen damit einen hohen Erwartungsdruck an sich, die Partnerschaft und die Kinder“. „In der Beratung geht es darum, dass sowohl jedes Kind als auch die beiden Erwachsenen und ihre neue Partnerschaft einen guten Platz in der neuen Familienkonstellation finden und alle Personen ihre jeweiligen Bedürfnisse mitteilen und gemeinsame einvernehmliche Lösungen finden, mit denen alle zufrieden sind“, so beschreibt Carsten Bromann, Dipl. Psychologe die Chancen, die in einer Beratung von Patchworkfamilien bestehen.

 

In der Erziehungsberatungsstelle können Stief-Elternpaare eine Beratung in Anspruch nehmen, um gut in eine anspruchsvolle Familienkonstellation hineinzuwachsen. Die Kinder und Jugendlichen werden oftmals in Familiengespräch mit eingebunden. Eine Anmeldung zur Beratung in der Jacobsonstrasse 34 in Seesen erfolgt telefonisch unter 05381-1063.