„Jobs der Zukunft: Innovativ und sozial!“ – bei der 6. Sozialkonferenz diskutierten Expert*innen über Lösungen für die Herausforderungen der Arbeitsgesellschaft

Braunschweig. Die Arbeitsgesellschaft steht vor großen Herausforderungen: ein rasanter technischer Wandel, eine leistungsstarke „Babyboomer-Generation“, die kurz vor der Rente steht, ein Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Um diese Herausforderungen zu analysieren und mögliche Lösungen für die Zukunft zu finden, haben SPD-Bezirk Braunschweig, Deutscher Gewerkschaftsbund und AWO-Bezirksverband Braunschweig gemeinsam zur 6. Sozialkonferenz in den TrafoHub eingeladen. Unter Moderation von Lydia Callies diskutierten Expert*innen der unterschiedlichsten Bereiche zu zukunftsrelevanten Themen der Arbeitsgesellschaft. Mit 120 Teilnehmenden war die Veranstaltung sehr gut besucht.

 

Kann soziale (digitale) Innovation Arbeitnehmer*innen entlasten und das Leistungsangebot verbessern? Welcher Job ist was wert? Warum sind einige Berufsgruppen vermeintlich unattraktiv? Was brauchen (sozial benachteiligte) junge Menschen, um den Anforderungen dieser sensiblen Lebensphase gerecht zu werden? Wie werden Zuwanderung und Integration erfolgreich gestaltet? – Diese und andere Fragestellungen diskutierten die Teilnehmenden in vier verschiedenen Workshops und entwickelten Lösungen für die Zukunft.

 

Keynote-Speaker Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales (SPD), fasste eingangs die wichtigsten Trends der Gegenwart zusammen: „Der Wandel, über den wir sprechen, betrifft vor allem die drei D’s; Digitalisierung, Demographie und Dekarbonisierung:“ Den Zukunftsängsten vieler Menschen in der Bevölkerung konnte er konkrete Zahlen gegenüber stellen: „Es waren noch nie so viele Menschen in Arbeit wie heute. Aktuell gibt es in der Bundesrepublik 46 Millionen Erwerbstätige. Und die Arbeit wird uns nicht ausgehen.“ Für die anstehenden Herausforderungen kristallisierten sich während der Sozialkonferenz vielfältige Lösungen heraus. Die Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit, flexiblere Übergänge in den Ruhestand, ein stärkerer Fokus auf Aus- und Weiterbildung sowie mehr Inklusion am Arbeitsmarkt waren nur einige Themenfelder, die Hubertus Heil ansprach. „Aber all das wird nicht reichen. Wir brauchen Künstliche Intelligenz (KI), um menschliche Arbeitskraft dort einzusetzen, wo sie unerlässlich ist. KI kann zur Humanisierung, zur Entlastung von Arbeitskräften beitragen. Und es wird zusätzlich qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland benötigen, für die wir mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz nun die Weichen gestellt haben.“

 

Im meist besuchten der vier Workshops diskutierten Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig, und Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, mit den Teilnehmenden über Zuwanderung und Integration von Arbeitskräften. „Wir werden die Herausforderungen nur mit gezielter Rekrutierung aus dem Ausland meistern“, verdeutlichte Fersahoglu-Weber. Tenor der Gruppe: Für ein erfolgreiches Ankommen benötige es deutlich verkürzte und vereinfachte bürokratische Prozesse. Für ein erfolgreiches Bleiben brauche es eine intakte Willkommenskultur und langfristige Integration.

 

Potenziale für den Arbeitsmarkt gebe es aber auch noch in anderen Bereichen. Für eine qualifizierte Berufsberatung und -orientierung warb Kerstin Kuechler-Kakoschke, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar. Die Chancen innerhalb von Ausbildungsberufen, die damit verbundenen Gehälter und Aufstiegschancen seien bei jungen Menschen oftmals nicht bekannt, bestätigte auch Michael Kleber, Regionsgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes der Region SüdOstNiedersachsen.

Ebenfalls auf potenzielle Arbeitskräfte im Alter von 18 und 25 Jahren fokussierte sich die Wissenschaftlerin Dr. Irina Volf, Bereichsleitung Armut und Radikalisierungsprävention beim Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. Sie forderte eine möglichst frühzeitige Förderung, auch von benachteiligten Kindern, bereits ab dem Krippenalter: „Kinder müssen Talente und Begabungen entfalten können und Bildungsabschlüsse erreichen können, die sie anstreben.“

 

Die Jobs der Zukunft – wie werden sie aussehen? Auf diese abschließende Frage, gab es einige vielversprechende Antworten. „Es wird auf jeden Fall sehr anders. Wir werden lernen müssen, mit Robotern und Assistenzsystemen umzugehen“, sagte Kuechler-Kakoschke. Lars Alt war sich sicher: „Die Jobs der Zukunft werden sich gleichermaßen an den Bedürfnissen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer orientieren.“ Das Wohl der Arbeitnehmer*innen hatte auch Rifat Fersahoglu-Weber im Blick: „Menschen, die zu uns kommen, wollen Verantwortung übernehmen. Wir brauchen flachere Hierarchien und müssen uns um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden kümmern.“ Dr. Irina Volf war sich sicher, dass uns der stetige Wandel im Arbeitsleben begleiten werde: „Ich glaube, in Zukunft werden wir mehrere Berufe haben. Wir werden uns immer neu orientieren und qualifizieren müssen.“