AWO-Schüler auf Botanik-Safari mit Jürgen Feder

Braunschweig. „Man darf auch ruhig mal etwas von einer Pflanze abbrechen!“ Die 20 Kinder der Lotte-Lemke-Schule der AWO staunen nicht schlecht, als der Bremer Botanikexperte Jürgen Feder einen kleinen Ast mit grünen Blättern von einem Baum abzwackt und einem Schüler in die Hand drückt. „Naturschutz wird hier in Deutschland falsch verstanden und falsch umgesetzt. Das viele Düngen schadet den Pflanzen viel mehr, als wenn man mal etwas pflückt!“

 

Die Gruppe ist unterwegs auf einer Botanik-Exkursion auf dem AWO-Kampus in Querum. Ziel ist es, den Schülern die Natur in der unmittelbaren Umgebung ihrer Schule näherzubringen und in ihnen ein Verständnis dafür zu wecken, wie wertvoll und nützlich die Natur für die Menschen ist. Der frühere Landespfleger und Landschaftsgärtner Jürgen Feder ist durch verschiedene TV-Sendungen als enthusiastischer „Extrembotaniker“ bekannt geworden und führt Botanik-Safaris in ganz Deutschland durch.

 

Es komme darauf an, ein Maß dafür zu entwickeln, welcher Umgang mit Pflanzen angemessen sei. „Wenn im Wald von einer Art nur noch zehn Pflanzen stehen, dann darf man nicht zehn ausreißen. Aber wenn dort hundert stehen, kann man sich davon schon einmal einen Strauß mit nach Hause nehmen.“

 

Als sich der Botanikexperte einige Blätter in den Mund steckt, nimmt die Exkursion deutlich an Fahrt auf. Feder gibt einem Jungen ein Blatt und fragt: „Wonach schmeckt das?“ -  „Nach Vitamin C!“ ordnet dieser den Zitronengeschmack des Sauerampfers fachlich ein. Nun wollen alle! Der starke Knoblauchgeschmack der Knoblauchrauke ist nicht jedermanns Sache („iiiih!“), das Kresse-Aroma des Waldschaumkrauts dafür umso mehr. Und der streng-würzige Bär-Lauch-Geschmack bleibt auch noch Stunden später auf der Zunge kleben.

 

Während die Gruppe munter kauend durch den Wald stapft, fordert Feder sie das eine oder andere Mal auf, innezuhalten und in die Baumwipfel zu lauschen: „Abfallend mit Triller am Schluss – das ist der Buchfink!“ Und wenig später: „Der singt so, wie er heißt: der Zilpzalp!“ Begleitet vom fröhlichen Zwitschern der Mönchsgrasmücke fallen dann auch noch – wie bestellt – zwei Maikäfer aus einer Eiche.

 

Als sich ein Mädchen einen kleinen Kratzer im Gebüsch zuzieht, nutzt Feder sogleich die Gelegenheit zu demonstrieren, dass der Wald auch als Hausapotheke dient. Er zerquetscht das Blatt eines Spitz-Wegerichs und schmiert den Brei auf die Wunde. „Hilft auch gegen Mückenstiche und Brennnesselblasen.“ Aber auch für die älteren Begleitpersonen findet er ein passendes Mittel für den Fall der Fälle: „Schöllkraut hilft gegen Warzen und Altersflecken.“ Um nicht uncharmant zu sein, träufelt er die gelbe Flüssigkeit auf einen Fleck auf seiner eigenen Haut.

 

Auch lange nach Beendigung der Exkursion hört man noch immer Schüler über das Gelände rufen: „Jürgen, was ist das?“ „Jürgen, kann man das essen?“ „Jürgen, woher kommen Samen?“

 

Schulleiterin Daniela Brönner ist begeistert, wie viele Nutzpflanzen es auf dem Schulgelände zu entdecken gibt. Und sie ist überzeugt: „Die Schüler haben einen neuen Blick auf die Natur erhalten und werden den anderen Schülern, die nicht teilgenommen haben, später etwas davon weitergeben, was sie gelernt haben. Und den Respekt vor giftigen Pflanzen haben sie trotzdem nicht verloren.“

 

Nähere Informationen: <link http: www.juergen-feder.de>www.juergen-feder.de