Zur Entstehungsgeschichte der AWO

Der Arme als des Armen Helfer

Im Dezember 1919 bekam die Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz im Reichsausschuss der SPD den Auftrag, die AWO ins Leben zu rufen. Daraufhin wurde auch in Braunschweig bereits 1920 ein Ortsausschuss der AWO gegründet.

 

Ziel war die "Mitwirkung der Arbeiterschaft bei der Wohlfahrtspflege, um hierdurch die soziale Ausrichtung der Arbeiterschaft durchzusetzen."

Die AWO Braunschweig beteiligte sich an der Deutschen Kinderhilfe, an der Ruhrhilfe, verteilte Lebensmittel an bedürftige Familien und richtete Nähstuben ein, in denen Kleiderspenden ausgebessert wurden, die anschließend an Bedürftige verteilt wurden. Ein weiteres Aufgabengebiet war die Kindererholungsfürsorge.

 

Diese Arbeit wurde - bis auf einzelne Ausnahmen - ehrenamtlich erledigt, und zwar vor allem von Frauen, die zusätzlich noch den Haushalt führen mussten und oft auch berufstätig waren.

 

1930 gab es 26 Ortsausschüsse im Gebiet des Braunschweiger Bezirksverbandes.

 

1933 wurde die AWO von Ministerpräsident Klagges verboten, ihr Vermögen beschlagnahmt und ihre Mitglieder von den Nazis verfolgt.

Vom Care-Paket zum Pflegeheim

Noch im Jahr 1945 wurde die AWO in Braunschweig als selbständige Organisation wiedergegründet. Nähstuben halfen Flüchtlingsfrauen, Kindergärten entlasteten berufstätige Mütter. Durch Ausslandsspenden konnten Lebensmittel und Kleidung an Bedürftige verteilt werden. Für die in fensterlosen und feuchten Luftschutzbunkern hausenden Flüchtlingskinder organisierte die AWO Stadtranderholungen. "Sonne für die Bunkerkinder" war das Ziel.

 

Ein Schwerpunkt war die Heimbetreuung von heimat- und elternlosen Kindern und Jugendlichen. So richtete die AWO im "Sternhaus" und im "Ölper Waldhaus" Heime für Jugendliche ein und in Querum ein Kinderheim.

 

In den fünfziger Jahren stand die Ausbildung von Jugendlichen im Vordergrund der Heime.

 

Etwas völlig Neues war das pädagogische Kinderheim Wolfshagen. Hier wurden milieugeschädigte Kinder aufgenommen und erzogen. Auch in der Waldschule Querum wurde eine heilpädagogische Sonderstation eröffnet. Im Sternhaus begann die AWO mit Sprachheiltherapien.

Der Schwerpunkt in den sechziger Jahren lag in dem Bau von Altenheimen. Schon 1954 hatte sich die AWO entschlossen, dem großen Mangel an Altenheimplätzen in Querum entgegenzuwirken. Es folgte der Neubau in der Braunschweiger Kalandstraße, eine Erweiterung in Querum sowie Heime in Goslar, Salzgitter-Bad, Helmstedt und in der Braunschweiger Dresdenstraße. Bauprojekte in Salzgitter-Thiede und Wolfenbüttel wurden begonnen.

 

280 berufliche Mitarbeiter*innen wurden Ende der sechziger Jahre bei der AWO beschäftigt. Zwar leisteten die Helfer*innen in den Ortsausschüssen noch einen erheblichen Teil ehrenamtlicher Arbeit, doch war die AWO zu einem professionellen Wohlfahrtsverband herangewachsen, der auch wirtschaftliche Gesichtspunkte zu berücksichtigen hatte.

 

Auf dem Weg zum Wirtschaftsunternehmen

In den siebziger Jahren wurde mit dem Betrieb von Kindertagesstätten ein weiteres Arbeitsfeld aufgenommen. Nachdem 1972 die Kita in Timmerlah eröffnet wurde, kamen in Braunschweig drei weitere in Stöckheim, in der Weststadt und in der Chemnitzstraße hinzu. Im Zuge der Gemeinde- und Gebietsreform 1981 wurde das Kita-Angebot des Bezirksverbands um vier Einrichtungen in Wolfsburg, zwei in Peine und je einer in Oberg und Bad Lauterberg erweitert. Die Betriebesträgerschaften der beiden Peiner Kitas sind inzwischen wieder an die Stadt Peine zurückgegeben worden.

 

Arbeitschwerpunkte der 80er Jahre waren die Einrichtung von Psychiatrie- und Beratungsangeboten wie das Haus am Elm, das Zentrum- für Einzel- und Familienberatung, das Beratungszentrum Gifhorn sowie das Braunschweiger Arbeitslosenzentrum. Auch das Jugendwerk wurde in dieser Zeit gegründet.


Zunehmende Konkurrenz durch private Anbieter

Zwischen 1970 und 2000 wirkten äußere Entwicklungen und Tendenzen auf das Gefüge des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig mit seinen Einrichtungen und Diensten und mit seinen Verbandsgliederungen ein: die knapper werdenden öffentlichen Mittel, die Kapitalisierung und Ökonomisierung sozialer Dienstleistungen oder die zunehmende Konkurrenz durch private Anbieter sowie innere Entwicklungen und Tendenzen, wie die weiter voranschreitende Institutionalisierung und Professionalisierung der sozialen Arbeit oder das in einer Strukturdebatte gipfelnde Spannungsverhältnis zwischen dem hauptamtlichen Dienstleistungsunternehmen AWO und dem ehrenamtlichen Mitgliederverband AWO. 

Heute ...

... ist die AWO zwischen Harz und Heide Träger von über 130 Einrichtungen und Diensten, in denen etwa 3.800 hauptberufliche Mitarbeiter*innen tätig sind. In rund 70 Ortsvereinen haben sich 5.000 Mitglieder zusammengeschlossen.

 

AWO-Geschichtsbücher

Die Chroniken des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig in Buchform finden Sie in unserem AWO-Shop.

Film über die Geschichte der AWO

 

Die AWO setzt sich seit ihrer Gründung durch Marie Juchacz im Jahr 1919 für eine geschlechtergerechte Gesellschaft ein. Dieser  Film dokumentiert den maßgeblichen Beitrag der AWO zur Entwicklung vom Frauenwahlrecht zur Gleichstellungspolitik.